04 August 2009

Amerika - ganz unten

Immer noch bin ich in der Wüste unterwegs. Da ich ja gestern nach Barstow zurückmusste, bin ich heute die ganze Strecke in Richtung Osten nochmal gefahren. Aber zuerst habe ich ordentlich geschlafen in einem ganz ordentlichen HolidayInn-Hotel an der Route 66. Irgendwann ab 4.30 Uhr allerdings wurde in Barstow das Geschäft betrieben, dem die Ortschaft seine Existenz verdankt: Eisenbahnbetrieb. Hinter dem Hotel liegt ein großer Rangierbahnhof, auf dem die Züge der Union Pacific Railroad zusammengestellt werden (nicht Amtrak, wie ich im vorigen Blogeintrag geschrieben habe). Wer in der Nähe eines Rangierbahnhofes wohnt, oder sich vielleicht erinnert, wie sowas abgeht, dem fällt bestimmt auch ein, dass dieses ganze Hin und Her mit den Waggons nicht ohne Geräuschentwicklung abgewickelt wird. Und das kann sehr unerfreulich sein, wenn man nebenan im Hotel nächtigt... Glücklicherweise habe ich zwei Schachteln Ohropax im Reisegepäck, so dass ich mir ganz schnell wieder Ruhe verschaffen konnte.
Nach dem Frühstück ging es dann wie gesagt los in Richtung Osten. Kurz vor Baker gibt es noch ein kleines Sight, das Desert Studies Center in Zzyzx. Ja, genaus so wird der Ort geschrieben. Der Name ist ein Kunstwort und der Erfinder wollte den Namen möglichst am Ende jeder alphabetischen Liste wissen und auch der Ort selbst liegt quasi am Ende der Welt, mitten in der Mojave-Wüste. Curtis Howe Springer, ein Hochstapler aus Los Angeles errichtete hier einen Heilbad-Komplex. Da diese Nutzung auf staatlichem Land nicht erlaubt war, wurde in den 70er Jahren alles dichtgemacht. Heute beherbergen die restlichen Gebäude ein Institut zur Erforschung der Wüstenökologie. Geblieben ist aber der Name, der seit dem in vielen Anspielungen, Songs und Filmen auftaucht.


So lang sind die Strassen in Amerika: zwischen Baker und Shoshone

Nach Zzyzx ging es dann weiter Richtung Baker, ein Kaff mit 600 Einwohnern, ein paar Tankstellen und - wie ich dachte - dem Eingang zum Death Valley National Park. Weit gefehlt, entfernungsmäßig. Eigentlich gibt es keinen richtigen Parkeingang, aber wenn man so will, könnte der kurz hinter der Ortschaft Shoshone liegen und diese wiederum liegt 56 Meilen von Baker entfernt. Von Shoshone bis zur ersten großen Attraktion des Parks sind es dann nochmals etwas über 50 Meilen. Das Death Valley ist so groß wie es tot ist. Bei der Fahrt in das Tal hinab wird die Vegetation immer spärlicher und die Sonner brennt immer gnadenloser herab. Der Ort oder zumindest die Örtlichkeit mit dem Namen Badwater ist dann auch in mehrerlei Hinsicht der Tiefpunkt. Tiefer gehts in Amerika am Boden nicht, hier sind es ungefähr 86 Meter unter dem Meeresspiegel. Das Wasserbecken wird aus eine Quelle gespeist, ist aber aufgrund des Salzgehaltes nicht trinkbar. Der Sonne, die hier durch fast hundert Meter mehr Luftschicht scheint, macht dies aber nichts aus. Der bleiche, an nichts gewöhnte Mitteleuropäer ist gut beraten, sich dieser Sonne nur wenige Minuten und dann mit einer sorgfältig aufgetragenen Schicht Sonnenschutzcreme in diesen Ofen zu begeben. So heiß wie es hier im Death Valley war, habe ich es noch nirgendwo erlebt. Ein paar Schritte die Treppe rauf und runter und der Körper hat zu tun, noch etwas Luft zu bekommen. Der stramme Südwind ist auch keine Erfrischung, scheint er doch direkt von der Sonne zu kommen. Schatten? Gibts hier nicht. Der einzige Weg bleibt der zurück ins klimatisierte Auto, in der Hoffnung, die Karre macht diese Tortur noch mit. Der Motor und insbesondere der Zusatzlüfter vorne geben schon so Geräusche von sich... Aber ehrlich: hier in der Wüste mit Motorschaden liegenbleiben kann lebensgefährlich sein. Heutzutage fahren ja noch viele Leute rum, aber früher, mit Kutschen und großem Gepäck - ich möchte gar nicht dran denken. Warum ist das Death Valley nun so heiß und vor allem so niederschlagsarm, wo es doch relativ nah am Pazifik liegt? Mehrere Gebirgsketten, u.a. der Mt Withney lassen die wasserreichen Luftmassen einfach nicht vorbei. 25 mm Jahresniederschlag ist das Mittel und die Temperatur liegt im Juli/August im Durchschnitt bei 40° Celsius. Wenn das kein Sommer ist... Es gibt ein paar Verrückte, die an Marathonveranstaltungen durch das Tal teilnehmen.
Blöderweise liegen selbst für den Autofahrer viele Sehenswürdigkeiten dieser Hitzehölle sehr weit auseinander. Insbesondere der sogenannte Race Track, den ich gerne gesehen hätte, wäre nur durch mehrere Stunden Autofahrt, teilweise auf unbefestigten Straßen, erreichbar gewesen. Das mußte ich also absagen. Mir bleiben nur die Bilder im Internet...


Sieht eigentlich ganz idyllisch aus.
Wenn man nicht merkt, was 50° Celsius (oder mehr?) bedeuten...

Vom Death Valley zum nächsten Hotel für die Nacht in Las Vegas waren nochmals 125 Meilen Weg zu nehmen. Aber die Landschaft entschädigt. Ab und an gibt es auch noch etwas zu sehen, wie z.B. die Ghost Town Rhyolite. Die hatte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere Tausend Einwohner und für diese die entsprechenden Saloons, Banken, Opernhäuser usw. Als das Gold abgeschürft war, ging es sehr schnell sehr steil abwärts. Zuletzt hat der Postbeamte der Stadt das Licht ausgemacht. Heute gibt es nur noch Ruinen zu bestaunen. Von den Holzhäusern der Goldrausch-Zeit ist nichts mehr übrig. Ach ja, das Flaschenhaus ist auch noch da: ein Haus, gebaut aus 25.000 Bierflaschen.

Leben zwischen Flaschen - sind aber alle leer.

In Las Vegas wohne ich heute in einem Zimmer mit Blick auf die berühmt-berüchtigte Skyline. Ich versuche mal noch ein paar Fotos. Deshalb ist erstmal an dieser Stelle Schluß für heute.

PS: Ich habe keine Ahnung, warum die Bilder von Panoramio nicht richtig in diese Blogseiten eingebunden werden... ich werde das noch beobachten und dann sehen, wie es anders geht. Inzwischen können die Bilder hier angesehen werden. (Der Link ist ungültig, da Google den Dienst "Panoramio" eingestellt hat.)

Keine Kommentare: