01 Mai 2012

Utah - Nevada

Salt Lake City habe ich also am Morgen des 30. April Richtung Westen verlassen. Vorbei geht es nochmal am Südende des Grossen Salzsees. Der ist insgesamt etwa 4.400 Quadratkilometer gross und hat am Nordende eine Salzgehalt von 25 %, im Süden 9 %. Zum Vergleich: Das Tote Meer hat etwa 33 % Salzgehalt. Ich dachte immer, der komplette See ist ausgetrocknet, aber das stimmt gar nicht. Der Grosse Salzsee hat einen durchaus stark schwankenden Wasserstand - je nach Jahreszeit. Und der ausgetrocknete Teil des prähistorischen Lake Bonneville liegt noch weiter westlich und ist im Grunde eine grosse weisse Fläche. Wenn man nicht kurzärmlig rumlaufen könnte, würde der Eindruck entstehen, hier liegt eine leicht schneebedeckt Prärie. Heute war auch das Wetter nicht so sonderlich toll, eigentlich nur grau über weiss, was den Wintereindruck noch verstärkt. Ich bin also von Ost nach West Richtung Nevada gedüst, immer geradeaus auf der Interstate 80, die auf ihrem Weg durch das Salz Richtung Nevada keine Biegung mehr macht: 65 Kilometer schnurgeradeaus und absolut eben, was fototechnisch ganz blöd ist, weil man diese schöne Strassensituation nicht gut festhalten kann. Aber es gab sowieso keine View Area zum Anhalten.

Kurz vor Wendover, einer kleinen Doppelstadt auf der Grenze zu Nevada ging es dann runter von der Interstate und rein in die Salzwüste. Hier befindet sich der Bonneville Speedway. Wenn in den Klatschnachrichten und Autozeitungen über Highspeed-Rekorde an Land berichtet wird, fällt oft die Formulierung: "auf einem ausgetrockneten Salzsee in den USA." Dann ist genau diese Stelle gemeint. Ein nicht näher abgegrenzter Streifen im Salz, 100 Meter breit und 16 Kilometer (10 Meilen) lang. Und das schönste: Wenn nicht gerade Rekorde versucht werden, kann man mit dem eigenen Auto (oder dem Mietwagen) selbst über das knochentrockene und ziemlich harte Salz fahren. Das habe ich natürlich auch gemacht, aber keinen Geschwindigkeitsrekord versucht.

Schafft kein Geschwindigkeitsrekord: "Mein" Chevrolet Traverse Crossover SUV
auf dem Bonneville Speedway

Von Salt Lake City nach Wendover, meine nächste Übernachtungsstelle war es nicht so weit und somit noch recht früh am Tag, also bin ich noch die Silver Mountain Road gefahren, die in 57 Meilen einmal um einen am Rand der Salzwüste liegenden Gebirgszug herumführt und komplett unpaved ist. Eine sogenannte Gravel Road, die mit Schotter und Splitt mehr oder weniger gut belegt ist. Abseits der Autobahn und der nahen Eisenbahnlinie eine wunderbare Landschaft mit absoluter Stille der Zivilisation. Nur ein paar entfernte Vögel lassen sich hören.

Danach ging es in das etwas skurrile Wendover, wie gesagt, ein Doppelstädtchen auf der Grenze Utah-Nevada. Während der Utah-Teil vor sich hingammelt und offenbar nur wenig Perspektiven hat, beginnt punktgenau auf der Grenzlinie das glitzernde Nevada. Mehrere Casino-Resorts, die üblichen Schnellrestaurants, Peep-Show-Lokale - alles was der Utah-Bewohner braucht und was in Utah (Staat der Mormonen) offenbar nicht erlaubt ist - mit einem dicken weissen Strich auf der Strasse wird es möglich. Mein Hotel, das Montego Bay Casino Resort ist so ein Teil davon. Unten, gleich hinter der Eingangstüre das Kasino mit mehreren tausend Slot Machines (Einarmige Banditen), bedient von Rentner auf Urlaub, die sich über den nahen Wüstenflugplatz einfliegen lassen. das Hotel befindet sich über dem Casino und ist eigentlich nur Mittel zu dem Zweck, möglichst viele Menschen herzulocken. Deshalb sind auch die Zimmerpreise verglichen zur guten Ausstattung sehr gut. Eine Übernachtung ist ab $ 59 zu haben - theoretisch. Denn immer kommen noch irgendwelche Steuern und - Achtung - die Internet-Reservierungsgebühr in Höhe von $9.95 hinzu. Es ist eben eine Casino-Stadt, da wird an jedem Hebel gezogen... Alles in allem ist aber ein Preis um die 75 Dollar immer noch in Ordnung. Der Rest wird dann übers Casino reingeholt, wenn ich denn hingehen würde. Im Hotelfernsehen laufen Werbespots, die immer nur zeigen, wie die Leute gewinnen, ob beim Würfeln, Roulette oder Kartenspiel. Ich hege aber den Verdacht, das die einzigen, die so jubeln, die Casino-Besitzer sind.
Die Grosse Trennungslinie: rechts Utah, links Nevada. Wie man sieht, wurde
beim Bau des Casinos, welches sich in dem weissen Kasten befindet, kein
Quadratmeter ungenutzt gelassen. Utah hat immerhin den Parkplatz bekommen...

Wo ich dann heute (1. Mai) hinfahre, weiss ich noch nicht. Es ist jetzt 4 Uhr morgens (bin wieder sehr früh in die Heia gegangen) und ich habe noch mindestens 3 Stunden Zeit, mir das zu überlegen.

Übrigens hat das Casino durchgehend geöffnet. Ich hab es mir angesehen: Als ich gegen 3 Uhr aufgestanden bin, habe ich eine kurze Besichtigung gemacht und tatsächlich, ein paar müde Gestalten sassen an den Spielautomaten. Naja, man muss ja nichts weiter tun, als Knöpfe zu drücken.

2 Kommentare:

Mirko hat gesagt…

So ein Casino wär genau das richtige für einen Stubenhocker, wie mich, den ganzen Tag rumsitzen, nix von der Welt sehen und Kohle verpulvern.

Benjamin hat gesagt…

Hehe Michael,

das ist bei Bullhead City und Laughlin an der Grenze zwischen Arizona und Nevada genauso. Nur die Grenze ist etwas größer - dazwischen fließt der Colorado.

Übrigens - als ich morgen gegen 6 Uhr aufgestanden war, um das Auto für die nächste Strecke unseres Roadtrips vorzubereiten, saßen immernoch mehr als genug Leute im Casino. Es schläft halt nie.